Der kreisende Hølländer

Nach längerem Fußmarsch über den mittleren Aztlantik hielt døch nøch
einer dieser grøßen Öltanker an, um mich ein Stück Weges mitzunehmen.
Ich hatte es schøn längst aufgegeben den Daumen øder die Nase in den Wind zu halten.

Der Käpt`n, ein bärbeißig aussehender alter Seefahrer wie aus dem Bilderbuch ausgeschnitten,
fragte mich sehr freundlich, wø ich denn hin wøllte sø spät in der Jahreszeit und ich
erzählte ihm vøn den Tabaks- und Bananenplantagen im südsüdöstlichen Panamama,
wø ich mir ein gutes Tauschgeschäft mit den dørtigen Anwøhnern erhøffte,
um endlich finanziell etwas unabhängiger zu werden; schließlich war ich schøn einige Zeit aus
den Windeln herausgewachsen und mußte zusehen ,wø ich blieb, wie man landrattenläufig im
Allgemeinen zu sagen pflegt. Jedenfalls fand der Kapitän, daß das eine hervørragende Idee sei,
øbwøhl er in diesen Breiten nøch nie gewesen war und Land øder Leute dørt
nicht kannte.

Es war nicht wichtig! Natürlich hatte er mich schøn längst zu Schiff gebeten und er erzählte mir,
daß er eigentlich auf dem Weg zum nørdnördlichsten Eismeer gewesen sei, sich aber
høffnungsløs verfahren hätte, weil ihm eines seiner Rumfässer, die er für
Nøtfälle immer an Børd mitführte ihn zu einer hemmungsløsen Party überredet hatte,
wøraufhin er für längere Zeit völlig die ørientierung verløren hatte.

Und als er wieder einigermaßen die Leitung zum Kømpaß aufgebaut hatte, befanden sie sich in einer
nie vørher erlebten nebeligen Suppe aus Nebel øder aus Suppe, er wußte es nicht sø genau
und wøllte es auch gar nicht mehr sø genau wissen, daß er nicht einmal mehr seine eigene Nasenspitze
erkennen kønnte. Erst nach einer mehrtägigen Irrfahrt sei es ihm gelungen wieder auf Kurs zu finden.
Und nun wøllte er unbedingt Eiswaffeln øhne Schlagsahne einhølen, die er am Rande irgendeiner
Wüste für gutes Geld an Kamele und andere høchintelligente und gutaussehend Lebewesen zu
verhökern gedachte.

Er war, wie ich sø ganz nebenbei bemerkte ein verteufelt ausgeschlafener Geschäftsmann,
durch und durch, alle Achtung aber auch! Sø saßen wir gemütlich bei einer Pørtiøn
Salzstangenheringen im Saløn und plauderten manch gespønnenes Seemannsgarn zu dicken runden
Knäueln. Ich fühlte mich behandelt als ein Ehrengast und kønnte mich, wøzu ich seine
ausdrückliche Erlaubnis hatte, überall auf dem Schiff frei nach Lust und Laune bewegen.

Die See war ruhig, sehr ruhig søgar, sie schien beinah zu schweigen. An Børd gab es,
wie sich zeigte auch einige Frauen, manche vøn ihnen hatten auch Kinder bei sich.
Man kønnte sie jeden Mørgen auf Vørderdeck beøbachten, wie sie sich
in einem mir unverständlichen Ritual vøn Køpf bis Fuß und wieder zurück
mit røter Farbe bemalten, sich selbst und die Kinder. Anschließend dann mit Gelb ein
kariertes Muster erzeugten, wødurch sie am Schluß dann ein ganz drølliges Bild hergaben.

Die Prøzedur dauerte immer vøn mørgens früh bis in den späten Nachmittag
kurz vør Sønnenuntergang hinein und bereitete ihnen sichtlich ein ungeheures Vergnügen,
sie jøhlten und lachten wie aufgedreht, sie sprangen und tanzten øffenbar nach einem Rhythmus,
den ich nicht hören kønnte. Ihr Verhalten ergab irgendwie keinen besønderen Sinn für
mich her und ich wußte trøtz vielen Nachsinnens nicht, welchem Zweck das Theater diente.
Vielleicht wøllten sie nur Aufmerksamkeit erregen, was ihnen zumindest ganz gut gelang.

Als ich einmal den Käpt`n danach fragte, kønnte er mir auch nicht sagen,
was es mit ihnen auf sich hatte. Er meinte nur, daß sie immer schøn dagewesen wären,
praktisch seien sie lebendes Schiffsinventar.
Er hatte sie damals laut Kaufvertrag vøm Vørbesitzer mitübernømmen,
sø stand es nun mal im Vertrag und er hatte das Schiff sø preisgünstig erwørben,
daß es ihn weiter nicht sønderlich interessierte und weil sie niemanden støerten,
søgar im Gegenteil stets für etwas Unterhaltung und gute Laune an Børd beitrugen,
sah er in ihrer Anwesenheit keine Ursache für Prøbleme.
Das war alles, was er mir darüber erzählen kønnte und ich war genausø klug
wie vørher, alsø vergaß ich die Sache einfach und maß ihr im weiteren Verlauf
der Reise keinerlei Bedeutung mehr zu.

Døch halt! Da fiel mir døch eben etwas sehr Merkwürdiges auf!
Nämlich der weitere Verlauf der Reise, denn darüber war nøch nicht ein einziges
Wørt gesprøchen wørden. Klar war mir jetzt auf einmal nur, daß das Schiff
sich in nørdnördlicher Richtung førtbewegte, ich aber für meine Persøn
den Süden angepeilt hatte.

Was nun? Ich mußte alsø unbedingt mit Käpt`n Ølgi, wie er eben genannt wurde,
über diese Angelegenheit sprechen. Auf einen einzigen Schlag ins Wasser war meine gute Stimmung,
die ich während der zwei øder drei Wøchen hier an Børd gehabt hatte in eine Art
vøn schierer Panik umgeschlagen, der ich mich nicht im Geringsten erwehren kønnte, øhne
mich über die Reeling hängen zu lassen. Und eben als ich genau das endlich tat, um mein aufgekratztes
Nervensystem wieder einigermaßen zu beruhigen, da erkannte ich das vølle Ausmaß
meiner Tragödie.

Unablässig kreiste das Schiff auf einer einzigen Welle, die kaum größer war als tausend
Streichhølzschachteln, es war nicht zu übersehen an den Spuren, die es in die Øberfläche
der ruhigen, aalglatten See gezøgen hatte. Ich fühlte mich fast an eine Schallplatte erinnert;
Rille, sichdrehen, Musik, Tanz, Party!

Und jetzt war mir alles sternhagelklar! Die ganze Zeit, während ich hier gewesen war, hatten wir uns kein
Stück weiter bewegt. Und wie zur vøllendeten Bestätigung dessen erblich ich, als ich nun auch
die Stelle erblickte, an der ich damals aufgefischgabelt wørden war, die Fußspuren auf der
Wasserøberfläche sprachen für sich allein. Sie waren sø deutlich zu sehen,
daß man annehmen mußte, es hätte vør einer zehntel Sekunde nøch jemand
dørt gestanden, ich nämlich.

Ich war nun mehr als verblüfft øder verzweifelt, ich war äußerst außer mir und erwartete
eine Erklärung seitens dieses schurkischen Verbrechers, der augenscheinlich nur darauf aus war die Leute zu
verwirren und ihnen dann, wenn sie es waren, eins über das øhr zu hauen.
Und da stand er auch schøn, unmittelbar hinter mir, schøn die ganze Zeit, während ich diese
Phase des bitteren Erwachens durchgemacht hatte war er dørt gestanden, hatte sich heimlich hinterrücks
angeschlichen, was ein deutlich schlechteres Lichtbild auf seinen zwiebelichteten Charakter warf,
als ich es vørher vøn ihm gesehen hatte.

Da stand er nun vør mir und grinste mich sø dermaßen dämlich blöde an,
daß mir das naßkalte Grausen in die Meerschaumpfeife stieg, der Kapitän des berühmt
berüchtigten kreisenden Hølländers.
Wie kønnte ich nur sø bescheuert, sø blind, sø gutmütig døøf
und leichtgläubig bekapert gewesen sein, daß ich es, zum Klabauter nøchmal aber auch,
nicht schøn gleich bemerkt hatte.
Jetzt hatte ich den Kabeljausalat und saß mächtig in der Klømme.

11/09/2005 P.S.
