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Die seltsamen Berge von Wuppah

........ Dort wo die Sonne niemals untergeht, nie untergehen kann, weil sie nie aufgeht, leben die seltsamen Berge von Wuppah. Die ganze Umgebung aber liegt in eine eigenartige Helligkeit gehüllt, denn das Gebirge leuchtet aus sich selbst heraus. In allen Farben des Regenbogens schimmert das weitläufige Massiv, purer Diamant ist das Gestein. Es erhebt sich höher als die höchsten Berge in den sternenübersäten, dunklen Himmel und es reicht tiefer als die tiefsten Gräben der Meere hinab ins unergründliche Erdreich. Alle Lebewesen dieser Zone sind von diesem Leuchten geprägt, sie sind von durchscheinender Zartheit und fluoreszieren ebenso endlos wie die Berge, ein jedes auf seine wundervolle Art. Wen wundert es, daß es da niemals regnet. Weder Hunger, noch Durst gibt es dort, weder Schmerz, noch Leiden oder sonstige Plagen. Ganz recht, ein Paradies. Und man fragt sich.

Endlose Karawanen von Myriaden geheimer Geometrien ziehen durch das Auge des Betrachters, steigern die Empfindung der Glückseligkeit hinein ins Maßlose...

Doch plötzlich erscheint alles ganz anders, als es vorher gewesen ist. Es ändert sich alles ins krasse Gegenteil und die Welt scheint wieder normal, wie sie immer gewesen ist, wie man sie von früher her gekannt hat, wenn man als Mensch auf dem Kontinent gelebt hatte ohne gedacht zu haben. Wie das geschehen konnte, steht in keinem anderem Blattwerk.

Schön, nicht wahr? Zu schön. Viel zu schön!

Wuppah!

Doch dieser so wundervolle Ort beherbergte ein grausiges Geheimnis. Man konnte sich hoffnungslos darin verlieren und wenn man sich zu lange dort aufhielt, verschmolz man vollkommen mit dem Hintergrund und ging darin auf.

So war es seltsamerweise ausgerechnet der Fluch einer Untat, der Larry nach dort versetzt hatte, wo er viel Zeit haben würde, um darüber nachzudenken, warum er es so verbockt hatte mit dem Häutungsprozess des Alters von Nestor dem Ehrwürdigen. Der Tod wäre eine angenehmere Bestrafung für ihn gewesen, da er nun seit Monaten schon unterwegs war nach Wuppah, um das Rätsel zu finden, das Nestor helfen würde wieder normal zu werden, denn dafür war Larry zuständig durch eigenes Verschulden. War es doch bei der Höchststrafe verboten gewesen, auch nur eine dieser fabelhaften Stuten des Alten zu berühren. Er, Larry hatte es dennoch in einer dunklen Neumondnacht getan, er konnte seiner Liebe zu ihnen nicht mehr länger widerstehen und hatte leichtsinnigerweise geglaubt, niemand könne ihn bemerken. Doch er wußte nicht, daß ein uralter Fluch bei der leisesten Berührung in Kraft gesetzt würde, der den alten Nestor absolut wahnsinnig machte, weil er sich unter anderem tagtäglich von Kopf bis Fuß häuten musste.

Schon allein die Wochen in den wilden Sümpfen waren verheerend, bei lebendigem Leibe hatten die Mosquiten Larry fast vollständig zerfressen, von heiler Haut konnte auch bei ihm auf keinem Quadratmillimeter mehr die Rede sein. Doch danach wartete eine weitläufige Wegstrecke durch die schlimmsten und zwielichtigsten Wälder, die es auf Erden gibt. Eine wahre Blütenhölle galt es zu durchwandern. Blüten? Das ist doch nichts wovor man sich fürchten müßte! Fataler Irrtum, denn der Duft, den sie ausströmten, bewirkte den blanken Horror und Larry sah zum ersten mal im Leben nicht nur seinen eigenen Tod in persona, sondern erlebte ihn auch gleich mehrfach am eigenen Körper ohne tatsächlich zu sterben. Er fand sich betäubt vor Lähmung, es war unendlich paradox. Sie saugten ihn auf, sie schwitzten ihn aus, sogen ihn erneut auf, bis scheinbar nichts mehr von ihm übrig geblieben war. Er erlebte mit jeder Faser sich selbst als Nahrung dieser Pflanzen, ja er bereiste mit absoluter Bewußtheit ihr Inneres, bis er den Eindruck hatte, eine von ihnen geworden zu sein. Ohne zu wissen wie, fand er sich aber plötzlich am Rande einer Savanne. Er hatte die Torturen des vampiristischen Waldes irgendwie überwunden, ihm schienen Aeonen vergangen zu sein und er fühlte sich so ausgespuckt frisch.

? ?

Dann aber befand er sich im Land der großen, wirklich wilden Tiere, die ganz wild und erpicht auf Larrys Bekanntschaft waren, im völligen Gegensatz zu ihm selbst. Es stand zu befürchten, daß ihm hier dasselbe widerfahren würde, wie im Wald. Umkehren wollte er aber nicht. Da besann er sich auf eine uralte Geschichte und begann, die beruhigende, kaum bekannte Weise "Sûr le pont" zu summen. Zu seinem Erstaunen zeigte das eine hervorragend gute Wirkung. Wo er sich zuvor von fletschenden Reißzähnen aus hungrig geifernden, knurrenden Mäulern umlagert sah, zeigte sich nun ein schmaler Pfad durch das hohe Gras. Die Bestien beachteten ihn nicht mehr, bis auf einen einzigen griesgrämigen Vielfraß, der zeitlebens schon immer schlechte Launen zeigte. Dieser trottete in ungemütlichem Abstand hinter ihm her und ließ ihn nicht eine Sekunde aus den regungslos lauernden Augen. Larry verspürte ein andauerndes klammes Rieseln im Rücken, das Singen ohne Angst fiel ihm darum nicht leicht und jedesmal wenn er seiner Furcht nur die geringste Aufmerksamkeit gab, sah es so aus, als ob das Biest sich ihm genähert habe. Er verglich seine Situation mit einem Seiltanz über einer tiefen Schlucht, das half ihm etwas sich zu konzentrieren. Überdies dachte er andauernd an seine schönsten Erlebnisse. So etwas Schönes wie die seltsamen Berge von Wuppah aber, die er bald erreichen würde, hatte er noch niemals vorher gesehen. Er musste nur noch eine einzige Nacht in dieser makabren Savanne überstehen, dann wäre er vorerst am Ziel. Dort aber wartete eine ganz andere schwierige Aufgabe auf ihn. Immerhin musste er ja bloß das Rätsel von Wuppah finden und es war ihm klar, wie unmöglich diese Angelegenheit eigentlich zu bewältigen war. Man hatte ihm zuvor das was man darüber wusste erzählt. Weit und breit sah er, wie sich das Bild der Landschaft um ihn herum allmählich veränderte. Mehr und mehr kam Farbe, kam Leuchten ins Siel des Blickfelds. Larry hatte garnicht bemerkt, daß er aufgehört hatte sein beruhigendes Lied zu summen, so fasziniert war er von der ungewöhnlichen Umgebung und als er sich vorsichtig umdrehte, da war die Bestie verschwunden, wie auch die Savanne nicht mehr zu sehen war. Er hatte Wuppah erreicht, und vor allem war er diese höllischen Qualen los, er spürte keinen Schmerz mehr. Und nun blieben ihm noch ganze sieben Tage, um seine schwierige Aufgabe zu erfüllen. Vor ihm in der Ferne erhob sich das illuminierte Gebirge, als ein lebendiges Spektakel. Dort musste er hin, dort musste er nunmehr eintauchen, um zu finden was er suchte.

Wuppah lebt, Wuppah bebt und Wuppah wabert vor Vergnügen. Diese Welt war, im Vergleich zu allen anderen die man kannte, eine ruhige Welt. Die seltsamen Berge von Wuppah.

Dort wo die Sonne niemals untergeht, nie untergehen kann, weil sie nie aufgeht, leben die seltsamen Berge von Wuppah. Die ganze Umgebung aber liegt in eine eigenartige Helligkeit gehüllt, denn das Gebirge leuchtet aus sich selbst heraus. In allen Farben des Regenbogens schimmert das weitläufige Massiv, purer Diamant ist das Gestein. Es erhebt sich höher als die höchsten Berge in den sternenübersäten, dunklen Himmel und es reicht tiefer als die tiefsten Gräben der Meere hinab ins unergründliche Erdreich. Alle Lebewesen dieser Zone sind von diesem Leuchten geprägt, sie sind von durchscheinender Zartheit und fluoreszieren ebenso endlos wie die Berge, ein jedes auf seine wundervolle Art. Wen wundert es, daß es da niemals regnet. Weder Hunger, noch Durst gibt es dort, weder Schmerz, noch Leiden oder sonstige Plagen. Ganz recht, ein Paradies. Und man fragt sich, wie langweilig es sein muß an diesem Platz zu hausen, so ohne Staubsauger, Bügeleisen, Telefon und Kühlschrank. Jedoch, es beklagt sich keiner darüber. Sollten sich aber auch mal beschweren, die Banausen. Da haben sie schon den Himmel auf Erden und dann ist es ihnen immer noch nicht gut genug, die spinnen ja wohl. So geht das aber nicht hier. Ist ja wohl die Höhe. Braucht nur einer das Maul hier aufzumachen, dann rauscht es aber im Karton, dann setzt`s was. Wo kämen wir denn da hin, wenn die sich nicht ruhig halten. Ein unüberlegter falscher Ton, ein schräger mehrdeutiger Blick, eine einzige dämliche Geste der Aufmüpfigkeit oder gar eine Andeutung von Unzufriedenheit. Das wollen wir doch mal sehen, dann aber: Wuppah!

Unter der lähmenden Last dieses Artenreichtuns zollte man nun, die Taschen voller Tücher, Lust den zahnlosen Weisen zu; die weil praktisch unerreichbar, spielten Genuß im Fluß und die allererste Geige seit Minuten schon und sesselsehniges Gähnen und schön an sich selbst.

Gras wuchs automatisch, obschon gelegen, oft nur aus purer Bosheit. Das Leben an den Hängen des Berges muß sich besonders gut angefühlt haben im Schutz einer nach oben verschrobenen Mähmaschine, es konnte einen beinnah quasi zu gesund erfaszinieren.

Wie von Zauberhand ging nun natürlich eine Tür auf.
Dem Staub folgten Tage der Tobsucht.
Und das war's!