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Salz des Grauens

Die kristalline Struktur seines Untergangs spiegelte sich auf der gewölbten Fläche einer gläsernen Kugel. Doch bevor er seinen letzten Atemzug machte, sollte er noch viele Torturen zu erfahren haben, die in grausamster Art und Weise an ihm hochkriechen mußten. Das war beschlossene Sache und er hatte es sich redlich verdient, in diesem Fass voller Schweinepisse ersäuft zu werden, so sagten die Auguren vom Stamme des Schakals.

Doch nicht nur das.
Er sollte Millimeter für Millimeter seiner eigenen Skelettierung zuschauen müssen. Leiden, leiden, sehr lange leiden mußte er. Für das was er getan hatte war diese Strafe gut genug! Wie konnte man sich auch nur bis auf`s Blut, auf`s Messer, auf`s Papier und mit allen erdenklich unethischen wie schmutzig methodischen Methoden gegen die Enttabuisierung des Klodeckels im letzten Jahrtausend der vollkommenen Aufklärung und Individualisierung bezüglich der normalen menschlichen Bedürfnisse engagiert haben.

Die Wiese war groß und bunt von Blumen. Rauschhaft wogte das satte Grün in Grün. Ein idealer Ort für eine Herde von Hippies zum Grasen und Zucker lecken. Man reichte Kuchen und nette Stückchen zum Dessert. Es war so derart harmonisch, daß man nicht anders konnte als sich hinzuzugesellen und den Tag im warmen Sonnenlicht zu genießen. Es war ja immerhin das allererstemal gewesen, daß man sich in diesem glückverheißenden Jahr zusammensetzen konnte. An einem Ort wie diesem, so dachte man. Und in der Ferne ratterte kein Zug, dröhnte kein Flug, kein Motor brummte und nichts dergleichen; Friede war.

Friede war, das nahm man wahr!
Ob man es nun wahrhaben wollte oder nicht, und doch war Friede, Friede. Wer genau hinschaute konnte es sehen, da Bienen schwirrten und Hummeln und Insekten und Vögel, die Bienen und Hummeln und Insekten fraßen und Katzen, die Vögel fingen und Hunde, die Katzen jagten und Löwen, die Hunde fraßen.
Unnachahmlicher Friede.

Demgegenüber hielt man das früher überwiegend für so unmöglich wie einen Puttendutt oder Knisterkaramel oder Tomatencafè ...
Unnachahmlich aphrodisisch zuckten nun die Stachel der Skorpione, die nichts mehr mit sich selbst oder Ähnlichen gemeinsam hatten, wie in der Bucht von Tohuwabohu, wo Blutorientierte in altertümlichen Kostümen auf rauschenden Bällen tanzten.

Tanzen im Wirbel der endlosen Gezeiten war ja so gut, so unglaublich befreiend und wohltuend, bis hin zum glückseligsten aller Zustände, der vergleichbar mit schwerelosem Schweben über allen Dingen war. So konnte man also endlich die Welt aus sich heraus erleben und auf Alltäglichkeiten wie zum Beispiel gewöhnliche Klodeckel drauf scheißen.
Alles lag in Wonn und Farbe und dies verdankte man skurrilerweise diesem masochistisch veranlagten Folterknecht im Bottich, der alle Schuld freiwillig auf sich genommen hatte und zu seiner Freude endlos litt.
Friede war, auch wenn man reintrat.

Ein Ei für den König!